Stofflexikon

Stofflexikon

Aus der großen Welt der textilen Stoffe habe ich für Sie dieses Lexikon gestaltet. Selbstverständlich sind noch längst nicht alle Stoffe erklärt, ich arbeite fortlaufend an der Erweiterung. Gerne nehme ich Ihre Vorschläge und Anregungen für weitere Materialien und Rubriken entgegen.


Dieses Lexikon ist nach besten Wissen und Gewissen angefertigt. Ich erhebe keinen Anspruch auf Vollständigkeit und Richtigkeit, und lehnen jegliche Haftung ab. 

Was ist Baumwolle?

Bei der Baumwollpflanze handelt es sich um ein krautiges Gewächs aus der Familie der Malvengewächse. Grundsätzlich sind bis zu 51 Arten bekannt, doch werden nur vier Kulturarten für den industriellen Anbau genutzt. Nach der Blüte bildet die Baumwolle grüne Kapseln aus, in denen die Samen wachsen. Sind diese reif, so platzt die mittlerweile braune Kapsel auf und die Samen werden mit ihren weißen Samenhaaren sichtbar. Aus diesen Trichomen wird die bekannte Baumwollfaser gewonnen. Normalerweise sind diese Pflanzen mehrjährig, doch werden sie zugunsten günstiger Erntemethoden und eines höheren Ertrages nur einjährig verwendet.


Eigenschaften der Baumwolle

Bei der Verarbeitung nach der Ernte gehen von dem Rohgewicht nur ungefähr 10% verloren. Sind unerwünschte Pflanzenreste entfernt, bleibt eine recht robuste Naturfaser übrig. Sie zeichnet sich durch eine hohe Reißfestigkeit aus, die im nassen Zustand noch besser ist. Die Baumwollfaser kann bis zu 65% des eigenen Gewichtes an Wasser aufnehmen, braucht aber durchaus einige Zeit, um wieder zu trocknen. Da sich Baumwolle als hautfreundlich und mit geringem Allergiepotential gezeigt hat, ist sie für die Textilindustrie besonders interessant.



Verwendung der Baumwolle

Heutzutage ist Baumwolle aus Bekleidungs- und Heimtextilien nicht mehr weg zu denken. Sie macht rund 75% aller verwendeten Naturfasern aus.

Was ist Webware?

Webware bedeutet, dass der Stoff bei seiner Herstellung gewebt wird. Darunter fallen beispielsweise Baumwollstoffe, aber auch Viscose-Stoffe. Oft werden die Begriffe “Webware” und “Baumwollstoff” synonym benutzt, dabei beschreibt “Baumwolle” nur das Material und nicht die Art, in welcher der Stoff gewebt wurde. Webware ist also vereinfacht gesagt ein gewebter Stoff.


Typische Webware Stoffe

  • Baumwollwebware
  • Webware Jacquard (z.B. Damast, Brokat, Seiden-Jacquard)
  • Viskose Webware
  • (Stretch-)Satin
  •  Leinen
  • Jeans/Denim
  • Canvas/Segeltuch
  • Cord
  • Velvet/Samt
  • Seide
  • Voile
  • Batist
  • Chiffon
  • Chambray
  • Tüll
  • Frottee
  • Musselin/Spucktuch
  • Molton
  • Flanell
  • Pique/Pikee
  • Seersucker
  • Tweed

Was ist Maschenware?

Die zweite große Stoffgruppe sind die Maschenwaren. Hier wird der Faden zu einer Schlinge gelegt, in die wieder eine Schlinge gelegt wird und so weiter. Der Stoff wird also mit Maschen gebildet (gestrickt) und nicht gewebt. Dadurch erhält Maschenware eine höhere Elastizität also Dehnbarkeit als Webwaren.


Bei Maschenwaren kann man zwischen Strickwaren und Wirkwaren unterscheiden. Der Unterschied besteht darin, dass bei Strickwaren eine Masche nach der andern gebildet wird, ob auf Maschinen oder per Hand mit Stricknadeln, Wirkwaren dagegen können nur maschinell hergestellt werden. Hier werden mit einem oder mehreren Fäden mehrere Maschen auf einmal gebildet. Dadurch ist Wirkware weitestgehend Laufmaschenfest. (Nylon für Strumpfhosen ist zum Beispiel eine Wirkware!) In den Eigenschaften und der Optik ähneln sich Strickwaren und Wirkwaren sehr.


Maschenware kann als Meterware oder als Schlauchware (ist z.B. bei Bündchen üblich!) hergestellt werden.


Typische Maschenware Stoffe

  • Jersey
  • Sweat
  • French Terry 
  • Strick
  • Bouclé
  • Strick-Fleece 
  • Bündchenware
  • Softshell
  • (Bade-)Lycra
  • Funktionsjersey
  • Nicki/Nicky/Minki
  • Fleece

Was ist Baumwolle gewaschen?

Der Stoff schrumpft beim Waschen nicht, weil er absichtlich zu heiß gewaschen wird. Eine Baumwollqualität, die besonders gut für Kinder und Babykleidung geeignet ist und auch als Bettwäsche verwendet werden kann.

Was ist Webpelz (Pelzimitat)?

Der Webpelz, häufig Kunstpelz, ist ein dem Samt und Plüsch verwandtes Pelzimitat („Kunstfell“ bzw. Fellimitat) mit hohem Flor.


Webpelze werden aus zwei unterschiedlichen Garnen hergestellt. Zum einen ein stark verzwirntes Grundgarn meist aus Baumwolle und ein synthetisches Polyacryl-Florgarn. Im Florgarn sind bereits die Florfäden verzwirnt und werden beim Verweben beider Garne in Spezialwebstühlen nach oben auf die Sichtseite gebracht. Um ein Ausfallen der „Haare“ zu vermeiden, wird auf der Rückseite ein elastischer Kleber (meist Polyurethan) aufgebracht.


Verwendung

Webpelze werden zumeist in der Modeindustrie als Ersatz (Imitat) für Produkte aus echtem Tierpelz verwendet, statt für komplette Kleidungsstücke wie Jacken und Mäntel oft auch nur für Besätze und Kragen. Einige Tierschützer verweisen auf die Möglichkeit, durch Webpelze Tierpelze aus der generell oder teilweise abgelehnten Haltung und Tötung von Pelztieren abzulösen. Dies wird von Pelzliebhabern mit Hinweis auf die völlig unterschiedliche Haptik und Qualität abgelehnt.

Was ist Kunstleder?

Kunstleder ist ein Lederimitat, in der Regel ein Verbund aus einem textilen Grundträger (z. B. Gewebe) und einer Kunststoffdeckschicht (z. B. Polyvinylchlorid). Bei Geweben handelt es sich um Naturfaser-, Chemiefaser- oder Mischgewebe, die in vielen Fällen mit Weich-PVC beschichtet sind. Diese Beschichtung kann je nach Anwendung kompakt oder geschäumt ausgeführt werden. Häufig erhält die Oberfläche eine Narbenprägung, sodass sie auch in der Struktur dem Leder ähnelt.


Anwendungsbeispiele für Kunstleder sind Jacken, Gürtel, Schuhe, besonders Sportschuhe, Taschen, Bälle (z. B. Fußbälle), Faltdächer und Schaltsäcke (flexible Verkleidungen) für Automobile, Sitzbezüge oder auch Möbel wie Sofas und Sessel. Moderne Kunstleder sind statt mit PVC mit Polyurethan beschichtet. Um eine gewisse Weichheit der Beschichtung zu erhalten, die für den Griff erforderlich ist und dem Material entsprechende Fülle sowie Trage- und Sitzkomfort gibt, wird der Beschichtung eine Schaumstruktur verliehen. Dazu wird beispielsweise PVC mit chemischen Treibmitteln versetzt, die bei der thermischen Trocknung der Beschichtung Gasblasen erzeugen. Polyurethan erhält eine Schaumstruktur durch Koagulationsverfahren, chemische Treibmittel oder bei Dispersionen durch mechanisches Aufrühren.


Der Einsatz von Kunstleder an Stelle von Echtleder hat verschiedene Gründe. Kunstleder auf Basis PVC-Plastisol sind preislich recht günstig und sehr robust, Polyurethan-Kunstleder sind im Gegensatz zu Leder in der Waschmaschine waschbar und trocknen ohne Verhärtung ab. Daher werden letztere häufig für Sportschuhe verwendet. Da Kunstleder auf den textilen Trägermaterialien als Endlosmaterial anfällt, ist der Zuschnitt wesentlich einfacher als bei Leder. Die Qualität ist immer gleich und der Herstellungsprozess ist erheblich kürzer, da der aufwändige Gerbprozess entfällt. Darüber hinaus sind Kunstleder nicht an die Marktverfügbarkeit bestimmter Tierhäute gebunden.



Ethische und ökologische Aspekte

Ethische Bedenken, die mit der Aufzucht und Tötung von Tieren zur Gewinnung von Leder verbunden sind, treten bei Kunstleder auf den ersten Blick nicht auf. Das PVC-haltige Kunstleder gerät jedoch nach seiner Nutzung zum Teil in die Weltmeere, wo es zusammen mit anderem Plastikmüll auf der Meeresoberfläche treibt und von Tieren, wie Fischen und Vögeln, gefressen wird.


Hinsichtlich Klimaschutz gilt die Rinderhaltung als problematisch wegen der erzeugten Methanmengen und des Verbrauchs an Grünflächen. Dafür kann argumentiert werden, dass Echtleder ein nachwachsendes Natur-Produkt ist, während nach dem heutigen Stand der Technik Kunstleder, sofern nicht auf textilen Trägern wie Baumwolle aufgebaut, vollständig auf die Erdölchemie angewiesen ist, da Kunstharze, Lösemittel und Weichmacher (bei PVC-Plastisolen) verwendet werden. Es werden allerdings auch bei der Gerbung von Leder diverse Chemikalien und bei der anschließenden Beschichtung (Lederzurichtung) synthetische Harze wie Acrylate und Polyurethane eingesetzt. Die Frage, ob Leder oder Kunstleder nachhaltiger ist, ist daher schwierig zu beantworten.

Was ist Veloursleder (Suede)?

Veloursleder auch Suède, ist ein Sammelbegriff für Lederarten mit rauer Gebrauchsfläche. Nicht korrekt wird das Veloursleder umgangssprachlich auch als Wildleder bezeichnet.


Allen Veloursledern ist gemein, dass diese Oberfläche direkt aus den Fasern der Retikularschicht der tierischen Haut entsteht – wogegen bei Nubukledern nur die oberste Hautschicht (der sog. Narben) leicht angeschliffen wird.


Unterschieden werden kann, wie immer bei Ledern, nach Einsatzzweck (Schuhvelours, Bekleidungsvelours usw.), Rohwarenart (Schweinsvelours usw.), Qualität (Velours, Spaltvelours) usw.


Für Veloursleder wurden schon immer Rohwaren schlechter Oberflächenqualität verwendet, da in den Folgeprozessen die oberste Hautschicht abgestoßen oder abgeschliffen wird, oder die Innenseite (Fleischseite) der Haut als Oberfläche veredelt wird.


Industriell

Heute werden Veloursleder nach einer Zwischentrocknung maschinell mit Schleifpapieren bearbeitet. Durch die erst nachfolgende Färbung erreicht man brillantere Färbungen. Gefärbtes Veloursleder kann heute auch bei hoher Beanspruchung und Tageslichteinfluss eingesetzt werden.

Was ist Frottee?

Frottee (veraltet Frotté) ist ein Textilgewebe mit besonderer Saugfähigkeit und angenehmem Griff, das hauptsächlich für Heimtextilien (Handtücher, Waschlappen oder Bademäntel) verwendet wird.


Charakteristisch sind die Schlingen, die ein größeres Volumen des Stoffes ergeben und dadurch relativ viel Flüssigkeit aufnehmen können. 


Herstellung

Bei Frotteeware handelt es sich um Gewebe, das mit speziellen Zwirnen hergestellt wird, die bereits selbst Schlingen enthalten durch unterschiedliche Garnlängen, die miteinander verdreht wurden (Effektgarn).


Bei Frottierware handelt es sich um ein Zweikettengewebe, aufgebaut aus der straff gespannten Grundkette sowie der lose gespannten Polkette (auch Florkette), aus der durch eine besondere Vorrichtung am Webstuhl Schlingen gebildet werden.


Qualitäten

Man unterscheidet vier Grundqualitäten:


  • Walk-Frottier ist weich und flauschig. Seine Fülle verdankt es lockeren Schlingen aus weichen Garnen. Sein Vorteil ist die hohe Saugfähigkeit.
  • Zwirn-Frottier ist fest im Griff. Durch gezwirnte Schlingenfäden hat es einen hohen Massageeffekt.
  • Velours-Frottier hat eine weiche Oberfläche, da die Schlingen aufgeschnitten sind.
  • Wirk-Frottier ist relativ neu. Es wird nicht gewebt, sondern gewirkt und vereint gute Saugfähigkeit, leichte Massagewirkung, Schlingenfestigkeit und Weichheit.

Bei Frottierhandtüchern werden in Abhängigkeit von Fadenart, Fadenlänge und Webtechnik drei Gewichtsklassen unterschieden: leicht (350–499 g/m²), mittel (500–599 g/m²) und schwer (über 600 g/m²).

Was ist Viskose?

Viskose ist eine chemisch hergestellte Faser, die optisch der Baumwolle ähnelt. Trotz des chemischen Verfahrens ist es falsch, Viskose als Kunstfaser zu bezeichnen, da sie aus natürlicher Cellulose besteht. Trotzdem wird Viskose gerne als Kunstseide beschrieben.


Viskose kann in verschiedensten Bereichen wie etwa der Textilherstellung verwendet werden. Viskoseprodukte sind leichter waschbar als Baumwollprodukte und auf Bügeln oder elektrisches Trocknen kann zumeist verzichtet werden.


Wie Viskose gewonnen wird

Zur Herstellung der Viskosefasern werden für gewöhnlich Holzarten wie Buche, Fichte oder Eukalyptus herangezogen. In einem chemischen Prozess wird aus dem Holz Zellstoff gewonnen, der dann zu Viskose weiterverarbeitet werden kann. Hierzu wird der Zellstoff mit Natronlauge zersetzt und wird, in einem weiteren Arbeitsschritt, mit Schwefelkohlenstoff vermengt. Dabei entsteht eine zähflüssige Masse, die man als viskos bezeichnet. Hiervon leitet sich auch der Name des Endproduktes Viskose ab. Nach mehreren Entlüftungen und Trennverfahren ist die Masse bereit gesponnen zu werden.


Die Weiterverarbeitung

Die zähflüssige Masse wird in ein Schwefelsäurespinnbad eingelegt und dort durch kleinste Spinndüsen gepresst. Eine solche Spinndüse hat einen durchschnittlichen Durchmesser von etwa 50 µm (Mikrometer), was ungefähr 0,05 Millimetern entspricht. Um den Viskosefasern ein, der Baumwolle ähnliches Aussehen zu geben, werden sie in einem weiteren Arbeitsschritt gewaschen, gebleicht und danach in Ballen zu je 250 bis 350 Kilogramm weiterverkauft um zu Kleidungsstücken oder anderen Produkten weiterverarbeitet zu werden. Ein Vorteil reiner Viskose ist, dass sie kompostierbar ist. Da Viskoseprodukte aber zumeist Zusätze enthalten ist die Kompostierbarkeit und auch Recyclingfähigkeit des Materials beschränkt.


Verwendungszweck

In Verbindung mit Baumwollfasern findet man Viskose in vielen Bekleidungsstoffen, da es sich zumeist samtig und weich anfühlt und so den Tragekomfort erhöht. Aufgrund seiner Saugfähigkeit lässt sich das Material leicht färben und ist auch gut bedruckbar. Außerhalb der Textilindustrie findet man Viskose in Hygieneprodukten wie Wattestäbchen, Tampons, Feuchttüchern oder Schwämmen. Weiters kann Viskose auch zur Erzeugung von Teebeuteln oder Papier für Banknoten verwendet werden.

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